Bericht der Fotoschule des Sehens
Fotografieren in Pflanzenschauhäusern

Wer gerne Pflanzen fotografiert und sich an Farben- und Formenvielfalt ihrer Blüten erfreut, kommt im Winter in unserer Klimazone nicht auf seine fotografischen Kosten. Natürlich bietet die Natur im Winter viele andere interessante Fotomotive, aber, na ja,.... irgendwie fehlt trotzdem was........So wie ich würde auch manch anderer am liebsten seine (Foto-)Sachen zusammenpacken und dorthin gehen, wo mehr Farbenpracht zu dieser Jahreszeit ist. Doch wenn der kurze Urlaub dann zuende ist, sitzt man ja wieder Zuhause und wartet immer noch auf den Frühling.
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Dabei ist die Pflanzen- und Blütenpracht zeitlich und räumlich gar nicht so weit weg, wie man zunächst denkt. In vielen größeren Stadten bieten nämlich Pflanzenschauhäuser eine gute Möglichkeit, auch im Winter verschiedenste Pflanzen zu fotografieren. Mit dem ersten Schritt über die Schwelle des Schauhauses betritt man eine andere Welt, kann dort die tropische Wärme genießen, den fallenden Tropfen des kondensierten Wassers lauschen und die bunten oder grünen Pflanzen in ihrer unglaublichen Vielfalt betrachten und fotografieren.
Es lohnt sich auf jeden Fall hineinzuschauen, denn moderne Pflanzenschauhäuser sind i. d. Regel sehr schön gestaltet und thematisch nach Klimazonen oder einfach nach geografischen Regionen angelegt. Das Tropicarium im Frankfurter Palmengarten besteht bspw. aus sieben zusammenhängenden, sternförmig gebauten Häusern (den sog. „Sternhäusern) und zeigt Pflanzen der trockenen Tropen (Savanne, Nebelwüste, Halbwüste, Dornwald) und der feuchten Tropen (Regenwald, Nebelwald, Bromeliarium, Mangrove, Monsunwald). Aber auch kleiner angelegte Schauhäuser, wie das Kanarenhaus im Hannover Berggarten, bieten fotografisch mehr, als man in einem einzigen Tag bewältigen könnte. Egal wo, in Schauhäusern bekommt man frisches Grün auch dann zu sehen, wenn es bei uns eher grau oder weiß ist. Außerdem werden Pflanzen geboten, die bei uns gar nicht wachsen und gedeihen könnten. Eine botanische und fotografische Bereicherung. Kurz gesagt, Pflanzenschauhäuser laden uns ein, einfach mal dort zu fotografieren und dabei die Zeit zu vergessen.......

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Und die Zeit vergessen sollte man beim Fotografieren im tropischen Schauhaus auch. Und dies nicht nur um die Vielfalt zu genießen und in Ruhe Fotoobjekte herauszusuchen, sondern ganz einfach deshalb, weil es einige Zeit braucht, bis die Kamera wieder einsatzfähig ist. Jeder der schon mal in einem feucht-warmen Schauhaus fotografiert hat, kennt das Problem. Sofort beim Eintreten beschlägt die Optik, dank der hohen Luftfeuchte. Das „Klarwerden“ des Objektives dauert umso länger, je größer die Temperaturdifferenz zwischen Drinnen und Draußen ist, also zwischen einer kalten Kamera und dem feucht-wamen Klima im Schauhaus. Und die Luftgebläse an den Eingängen der meisten Schauhäuser, die beschlagene Brillen wieder klarsichtig machen sollen, haben bei meiner Kamera bisher auch nicht wirklich weitergeholfen. Besser ist es, die Kamera draußen schon etwas vorwärmen und direkt am Körper tragen, am besten unter dem Mantel. Oder sich einfach darauf einzulassen, dass es etwas dauert und die Zeit nutzen, um schon mal auf Motivsuche zu gehen.
Doch nicht nur die Luftfeuchte stellt uns auf die Probe. Auch die Lichtverhälnisse in den Schauhäusern müssen mit eingeplant werden. Natürlich haben die Schauhäuser i.d.Regel gut durchlässiges Glas, durch das natürliches Licht einfällt. Trotzdem kommt man um den Einsatz eines Stativs selten herum. Denn der üppige Bewuchs größerer Pflanzen nimmt eine ganze Menge Licht von den tiefer stehenden, kleineren Pflanzen weg. Also am besten ein Stativ gleich von vornherein mitnehmen, denn längere Belichtungszeiten sind vorprogrammiert.
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Scheinbar von Vorteil ist, dass die Pflanzen in den Schauhäusern nicht dem Wind ausgesetzt sind, der uns bei der Freilandfotografie oft das Leben schwer macht. Fast immer weht draußen ein Lüftchen, so dass es schwierig ist, mit längeren Belichtungszeiten zu arbeiten, möchte man scharfe Bilder haben. Dies ist scheinbar im Pflanzenschauhaus nicht der Fall. Doch der Schein trügt. Denn in Schauhäusern wird über ein Belüftundssystem Frischluft ins Haus geführt, die Blätter und Blüten natürlich umso mehr in Bewegung bringt, je feingliedriger und leichter sie sind.

Alles in allem stellt das Fotografieren im Pflanzenschauhaus also ganz eigene Anforderungen an den Fotografen. Zum Teil auch andere, als die Pflanzenfotografie im Freiland. Aber es macht auch Spaß, es einmal auszuprobieren. So kann man die Wartezeit verkürzen bis sich auch in unserer Klimazone draußen wieder Pflanzen in voller Pracht zeigen und man bekommt gleichzeitig Pflanzen vor die Kamera, die man bei uns im Freiland niemals zu sehen bekäme.

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