Bericht der Fotoschule des Sehens
Fotografieren auf der Kanareninsel "La Palma"

Siehe auch: 6-tägiges Fotoseminar " Reisefotografie" auf der kanarischen Insel La Palma hier mehr....

Um es gleich vorweg zu sagen: Fotografieren auf La Palma kann richtig süchtig machen. Zumindest wächst bei mir mit jedem Tag an dem ich dort bin meine Lust, die abwechslungsreiche Landschaft mit all ihren interessanten und ungewohnten Motiven fotografisch zu erkunden.

Die landschaftliche Vielfalt der Insel ist im Wesentlichen durch zwei Faktoren begründet: zum einen durch die Nord-Süd-Ausrichtung der Insel, zum anderen durch die Höhenzonierung. Denn an ihrer höchsten Stelle, dem „Roque de los Muchachos“, ist La Palma 2426 m hoch. Der Gegensatz zwischen dem fruchtbaren Norden und dem trockenem Süden ist enorm. Vom üppig grünen Lorbeerwald bis hin zum tiefschwarzen Lavasfeld sind verschiedenste Vegetationsstufen vertreten und bieten eine landschaftliche Vielfalt, wie sie kaum eine andere, vergleichbar kleinräumige Region dieser Welt bieten dürfte.

Doch fangen wir erst mal an mit der Ankunft auf La Palma. Der Flughafen von La Palma liegt auf der Ostseite der Insel. Hat man auf der Westseite der Insel sein Quartier gebucht, muss man die Cumbre nueva durchfahren - in einem Tunnel. Er erspart uns das Gebirge über alte Pass-Straßen zu überqueren. Und es empfiehlt sich auf jeden Fall, auf der Westseite eine Unterkunft zu buchen, da hier das Wetter eindeutig besser newsjanfeb2010-2_1.jpgist. Nein, das ist kein Scherz, denn die Passatwolke kommt immer vom Nordosten heran und muss sich, wenn sie die Insel schon zur Hälfte überquert hat, noch über die Berggrate der Cumbre nueva hinwegschieben. Was allerdings meist mißlingt, denn das Gebirge ist so hoch, dass die Wolke dort niedergeht und sich in Form eines Wolkenwasserfalls auflöst. Die so entstehende Nebelfeuchte schlägt sich nieder und versorgt die Pflanzen mit Wasser. Es ist beeindruckend zu sehen wie die Passatwolke zunächst wie eine riesige Welle über den Grat der Cumbre hinüberschwappt und sich dann im Herunterfließen auflöst. Das kann man zwar nicht jeden Tag sehen, aber fast jeden........ Was auf der Westseite der Insel davon übrig bleibt, ist strahlendes Sonnenwetter.

Auch sonst steckt die Insel voller (landschaftlicher) Überraschungen. Von einzigartiger Schönheit und eine fotografischer Herausforderung ist z. B. die Ebene des Naturparks Llano del Jable, ein riesiges Vulkan-Aschefeld, übersäat mit kleinen Lapilli. Unter Lapilli versteht man erbsen- bis nussgroße Lava-Steinchen. Die „Llano del Jable“ entstand beim Ausbruck des Vulkanes Quemada im 15. Jahrhundert. Der mehr oder weniger gleichförmig anthrazitfarbene Boden wird farblich aufgelockert durch verstreut stehende Exemplare der Kanarischen Kiefer, einer Pionierbaumart von jungen Lavaböden. Das helle Grün ihrer Nadeln kontrastiert einzigartig mit dem dunklen Boden. Für die Belichtung der Aufnahmen nicht ganz einfach.

newsjanfeb2010-4.jpgVulkanausbrüche sind für ihre Umgebung zunächst einmal zerstörerisch; aber die Asche ist fruchtbar und ein guter Wasserspeicher. Es dauert allerdings Hunderte von Jahren bis auf Lavasteinchen der erste Flechtenbewuchs erkennbar ist. Hat man etwas Geduld und wartet noch ein paar hundert Jahre, dann trifft man – wie bei den Vulkanen St. Antonius und Teneguia – auf eine wundersame Pflanzenwelt. Ihr z.T. bizarres Aussehen ist Ausdruck Anpassung an die Umgebungsbedingungen. Ein Großteil der Pflanzen ist endemisch, kommt also ausschließlich auf den Kanaren oder sogar auf nur einer der Inseln vor.

Im Süden der Insel herrscht für die Pflanzen Wasserknappheit. Das wenige was man bekommt, will man nicht hergeben, z.B. durch Verdunstung über die Blätter. So haben viele Pflanzen eine Wachschicht auf ihren Blättern eingelagert, die den Wasserverlust minimiert.

newsjanfeb2010-3.jpgEine andere Strategie der Pflanzen, ihr Überleben zu sichern, ist das Abwerfen der Blätter während der Trockenzeit, wie es bspw. die „Oleanderblättrige Kleinie“ (Senecio kleinia) tut. Die graugrünen Glieder ihrer Sprossachsen sind von den Blattnarben der während der trockenen Monate abgeworfenen Laubblätter übersät.

Hat man auf den Vulkanfeldern fast schon zuviel Licht, so steht man im üppigen Lorbeerwald vor dem entgegengesetzten Problem. Unter Einfluss der Passatwolke kann der Lorbeerwald in Höhen zwischen 500 m und 1000 m gut gedeihen. Ursprünglich bedeckte er den gesamten Nordosten der Insel, bis heute erhalten konnten sich diese Urwälder nur in einigen Barrancos. Größtes zusammenhängendes Lorbeerwaldareal ist das bei Los Tilos, das zum Biosphärenreservat erklärt wurde. Verschiedene Lorbeerarten, meterlange Brombeerausläufer und üppige Farne prägen hier das Bild. Wunderschön üppig und grün; wenn man am Tag vorher im vulkangeprägten, trockenen Süden La Palmas war, glaubt man kaum, das dies die gleiche Insel ist. Jedem Fotografen stellt sich im Lorbeerwald die Frage, wie er diese Üppigkeit am besten dargestellen kann.

Auch wenn die Tierwelt der La Palmas, bezogen auf die Artenzahl, relativ arm ist,....... Eidechsen sieht man auf newsjanfeb2010-5.jpgSchritt und Tritt oder hört sie zumindest ständig im Gebüsch rascheln. Sie sind auf der Insel ständige Begleiter und mit etwas Geduld auch überraschend lohnende Fotomotive. Die Westkanareneidechse (Gallotia galloti) bevorzugt offene, steinige Landschaften und lebt als Kulturfolger besonders in den kanarentypischen Natursteinmauern. Die Männchen sind etwas größer als die Weibchen und besitzen eine leuchtend blaue Kehle sowie blaue Seitenflecken. Die Kehle der Weibchen ist eher bronzefarben, also einfach zu unterscheiden.

newsjanfeb2010-6.jpgDoch nicht nur die Natur La Palmas ist verzaubernd, auch die Städte und Ortschaften haben ihren Charme.
Egal, ob in kleinen Ortschaften wie Garafia oder San Andres oder in der Hauptstadt Santa Cruz, die Motivsuche dauert in der Regel nicht lange und wird reich belohnt. Stattliche Bürgerhäuser mit typischen kanarischen Balkonen und enge Gassen bieten viel zu entdecken und fotografisch festzuhalten. In Santa Cruz beispielsweise, der „Stadt der Balkone“, zieren alte Straßenlaternen und ausgetretenen Steintreppen das Stadtbild.

Und noch eine kleine Bemerkung zum Schluss: Nach einem motivreichen und zufriedenen Fototag auf La Palma bleibt abends eigentlich nur noch ein Wunsch übrig. Nämlich der, nach einem leckeren Essen! Am meisten freue ich mich immer auf die runzeligen Kartoffeln - die „Papas arrugadas“ - die zusammen mit grüner Fischplatte 500.jpgoder roter Soße gereicht werden. Die rote ist etwas schärfer, die grüne eher mild, man kann aber mit beiden nichts falsch machen. Ebensowenig wie mit dem „Pescado del dia“, dem Fisch des Tages. Frisch und lecker, rustikal im Ganzen gebraten, passt er für mich genau zu der Naturverbundenheit, von der man auf der Insel schnell in Besitz genommen wird. Und die einen sich auf den nächsten Tag freuen lässt. Denn wie schon am Anfang gesagt: Das Fotografieren auf La Palma kann süchtig machen. Die „Papas arrugadas“ übrigens auch.........