Bericht der Fotoschule des Sehens
Fotografieren im Zoo: Erdmännchen und Präriehunde

Niedlich sind sie schon, die kleinen Erdmännchen und die Präriehunde. Beide erfreuen sich immer in Zoos immer größerer Beliebtheit und wirken wie Publikumsmagneten. Denn so ziemlich alle finden sie niedlich – und entsprechend gedrängt stehen die Zoobesucher oft auch vor den Anlagen. Beim Fotografieren heißt es hier also Ruhe bewahren und Zeit mitbringen, denn es kann schon mal etwas dauern, bis man überhaupt nahe genug dran ist und eine gute Aufnahmeperspektive erwischt hat.
DSC_0080 Kopie1.jpg

Die allgemeine Begeisterung für die geselligen, koloniebauenden Erdmännchen nimmt scheinbar immer mehr zu. Das zeigte sich im letzten Jahr bspw. dadurch, dass in das neue Erdmännchengehege im Zoo Münster eine Live-Webcam installiert worden ist, von der laufend Bilder abgerufen werden konnten und auch wurden. Eine tolle Anlage übrigens, wo durch einen abgesenkten Gang das Gehege in zwei Bereiche geteilt wird und das Fotografieren der Tier auf Augenhöhe auch ohne sportliche Fitness gut möglich ist.

Was treiben Erdmännchen und Präriehunde eigentlich so, wenn sie nicht grad im Zoo sind und für uns „Fotomodell stehen“?
Nun, Erdmännchen leben im südlichen Afrika Sie haben ihren Namen, da sie nach Menschenart oft auf zwei Beinen stehen, um die Umgebung zu beobachten oder sich zu sonnen. Ihr bevorzugter Lebensraum ist die Savanne, aber sie leben auch in Halbwüsten.
Als sehr gesellige Tiere leben Erdmännchen in Kolonien mit bis zu dreißig Individuen. Ein Familienverband besteht aus einem dominanten Paar und seinen Nachkommen. Die einzelnen Familienverbände können friedlich in einer einzigen Kolonie zusammenleben. Obwohl Erdmännchen selbst graben können, machen sie es sich gern auch mal einfach und nehmen die Bauten von Erdhörnchen in Besitz. Wenn man so etwas hört, schmunzelt man doch gleich in sich hinein. Mehrere Mitglieder der Erdmännchenfamilie hocken vor den Eingängen des Baus und halten konzentriert Ausschau nach Freßfeinden, die in der Regel von oben kommen - Greifvögel, insbesondere Geier. Bei Gefahr wird ein Ruf ausgestoßen, der für alle anderen Erdmännchen das Zeichen ist, so schnell wie möglich in den Bau zurückzukehren.
Sympathisch ist auch, dass den Jungtieren das Fangen und Töten von Beute in kleinen Schritten beigebracht wird. So legen die Elterntiere den Jungen bei den Jagdausflügen bspw. erst einmal einen toten Skorpion vor die Füße. Später geben sie dem Kleinen einen lebenden Skorpion, dem sie aber vorher den Giftstachel ausgerissen haben. Erst wenn die Jungen alt genug sind und die Erwachsenen längere Zeit beobachten konnten, wird auch wehrhafte Beute vorgelegt.

Newsaprilmai 2.jpg

Bei so einem großen Sympathiebonus für die Erdmännchen scheinen ja die Präriehunde hinten an zu stehen – oder nicht? Also ich finde sie inzwischen ebenso niedlich, die Schwarzspitzenpräriehunde. Was mich dazu brachte? Genaues Hinsehen und längeres Beobachten.
Präriehunde sind benannt nach ihrem Lebensraum, nämlich der nordamerikanischen Prärie und nach ihrem Warnruf, der dem Bellen eines Hundes ähnelt. Die Präriehunde sind nahe verwandt mit den Murmeltieren und so ähnlich sehen auch aus, nur etwas kleiner. Als tagaktive Tiere bleiben Präriehunde nachts in ihren selbst gegrabenen Erdhöhlen. Die einzelnen Baue liegen dicht beieinander und sind von außen leicht an den Ringwällen zu erkennen, die die Einschlupflöcher umgeben. Diese aus der ausgeworfenen Erde mit großer Sorgfalt hergestellten und mit dem Kopf festgedrückten flachen »Rundburgen«, sind ihren Bewohnern sehr nützlich: Denn sie gewähren als Ausguck einen guten Rundblick. Etwaige Pflanzen, die die Sicht behindern, werden einfach abgebissen. Eigentlich werden alle Pflanzen in der Umgebung des Baus kurz gehalten, wodurch den Präriehunden ein weiter Überblick ermöglicht wird.
Auch Präriehundfamilien leben gesellig. So gesellig, dass ihre großen Kolonien „Dörfer“ oder „Präriehundstädte“ genannt werden. Im 19. Jahrhundert soll es in Texas eine Präriehundstadt gegeben haben, die eine Fläche von 65.000 km² bedeckt hatte und aus 400 Millionen (!!) Einwohnern bestand. Die größte heutige Präriehundstadt liegt im Nordwesten Mexikos, umfasst 350 km² und hat mehr als 1 Million Einwohner.
Besuche zwischen einzelnen Präriehundfamilien sind übrigens häufig. Dabei reiben und beriechen sie sich gegenseitig am Gesicht, insbesondere an der Schnauze. Dieser Erkennungskuss ist fester Bestandteil des Zusammenlebens auch im Zoo und gibt für uns ein lohnendes Fotomotiv ab.
Natürlich haben auch Präriehunde Feinde. Und so haben Klapperschlange, der SchwarzfußIltis, der Amerikanische Dachs, Füchse und verschiedene Raubvögel Präriehunde auf ihrem täglichen Speiseplan stehen. Aus diesem Grund werden die Eingänge zum Bau auch stets bewacht. Entdeckt ein Präriehund einen potentiellen Feind, so stößt er einen "bellenden" Ruf aus, woraufhin sich alle Präriehunde verstecken. Und wer einmal beobachtet hat, wie sich ein kleiner Präriehund beim Ausstoßen seines Warnrufs mit aller Kraft ins Hohlkreuz und mit hoch gehaltenen Vorderpfoten in die Luft wirft, hat sein Herz schnell auch an die kleinen Kerle vergeben. Dieses Verhalten kann man übrigens auch gut im Zoo sehen, bspw. wenn ein großer Vogel über das Gehege fliegt. Denn auch für die Präriehunde kommt die größte natürliche Gefahr von oben.

In jedem Zoo, in denen die Fotoschule des Sehens Tierfotoseminare anbietet, sind entweder Erdmännchen oder Präriehunde vertreten. Man braucht also gar nicht nach Afrika oder Nordamerika zu fahren, um ihnen zu begegenen, sich an ihnen zu erfreuen und fotografisch festzuhalten.

Newsaprilmai 3.jpg

Newsaprilmai 4.jpg

Newsaprilmai 5.jpg

Newsaprilmai 6.jpg

Newsaprilmai 7.jpg

Newsaprilmai 8.jpg

Newsaprilmai 9.jpg

Newsaprilmai 10.jpg

Newsaprilmai 11.jpg